Und schon wieder flattert die nächste Einladung ins Haus.
Ich schaue in meinen Kalender – und sehe: Er ist bereits gut gefüllt. Termine hier, ein Treffen dort. Vielleicht freut mich die Einladung sogar. Vielleicht mag ich die Person wirklich gern. Vielleicht würde ich gerne hingehen. Und trotzdem entscheide ich mich: Nein, diesmal nicht.
Was auf den ersten Blick vielleicht unhöflich wirkt, hat einen ganz anderen Hintergrund. Es geht nicht darum, dass ich jemanden ablehne. Es geht darum, dass ich mich selbst nicht mehr ablehne.
Hochsensibel – was das wirklich bedeutet
Als hochsensible Frau nehme ich meine Umgebung intensiver wahr. Geräusche, Stimmungen, Gespräche, Emotionen – all das wirkt in mir nach. Ich fühle tiefer, nehme mehr auf. Und genau deshalb brauche ich auch mehr Zeit für mich, mehr Rückzug, mehr Stille. Nicht, weil ich unsozial bin. Sondern weil ich sonst verloren gehe in all dem Außen.
Ich weiß, dass nicht jeder das versteht. Oft wird man belächelt oder für „zu empfindlich“ gehalten. Doch ich habe gelernt, mich selbst ernst zu nehmen – und auf meinen Körper und meine Wahrnehmung zu hören.
Ich wähle bewusst – nicht aus Ablehnung, sondern aus Selbstfürsorge
Wenn ich heute zu einer Einladung „Nein“ sage, dann nicht, weil ich die Menschen nicht mag. Sondern weil ich gelernt habe, mich zu fragen:
-
Gibt mir dieser Termin Energie – oder raubt er mir welche?
-
Hatte ich vorher genug Zeit für mich, um stabil in meiner Mitte zu sein?
-
Habe ich danach Raum zum Auftanken?
-
Und ganz ehrlich: Wird es ein oberflächlicher Austausch – oder echte Verbindung?
Denn Small Talk kostet mich zwischenzeitlich unheimlich viel Kraft. Und manchmal fehlt mir schlicht die Energie und die Lust, mich auf Gespräche einzulassen, die an der Oberfläche bleiben. Ich sehne mich nach Tiefe, nach echten Begegnungen, nach einem Miteinander, das berührt.
Früher war ich überall – aber nie bei mir selbst
Es gab eine Zeit, da war ich auf jeder Party, bei jedem Event, habe mich ständig mit Menschen getroffen. Ich wollte dazugehören. Gemocht werden. Keine Gelegenheit verpassen. Doch tief in mir fühlte ich mich oft leer.
Ich war präsent im Leben aller anderen –
aber nicht in meinem eigenen.
Bis ich innegehalten habe. Und mir erlaubt habe, mich selbst zur Priorität zu machen.
Heute wähle ich achtsamer. Weniger Termine. Weniger Trubel. Aber dafür mehr Ich. Mehr Seele. Mehr echtes Leben.
Es braucht Mut, sich selbst wichtig zu nehmen
Diese Veränderung war nicht immer leicht – für mich, aber auch nicht für mein Umfeld. Gerade mein Mann musste sich umgewöhnen, dass ich nicht mehr überall dabei bin. Wir nicht mehr zu jedem Event zu zweit auftauchen. Doch es ist mein Weg. Und er tut mir gut.
Ich bin heute gesünder, ausgeglichener, klarer. Ich spüre, was ich brauche. Ich erkenne, wenn ich über meine Grenzen gehe. Und ich traue mich, Grenzen zu setzen – liebevoll, aber klar.
Tiefe statt Masse: Die Qualität von Begegnungen
Das Wundervolle ist: Wenn ich heute doch zu einem Treffen gehe, dann ist es oft besonders. Tief. Echt. Inspirierend. Nicht selten gehe ich dann mit einem Strahlen nach Hause und denke: „Wow, das war wundervoll! Ich will mehr davon! Mehr von diesen Gesprächen und mehr von diesen Menschen!“ Und mein Herz hüpft.
Denn ich habe gelernt: Ich muss nicht überall sein. Ich darf wählen. Und ich verliere nichts – ich gewinne mich selbst.
Vielleicht erkennst du dich darin wieder
Wenn du auch hochsensibel bist, kennst du dieses Dilemma vielleicht. Du möchtest niemanden enttäuschen, aber gleichzeitig spürst du, dass du nicht alles mitmachen kannst (und vielleicht willst) – ohne dich selbst zu verlieren.
Dann möchte ich dir sagen: Du bist nicht falsch. Du bist nicht komisch.
Du bist einfach du. Und das ist genau richtig so.
Erlaube dir, auf dich zu hören. Erlaube dir, Nein zu sagen. Und vor allem: Erlaube dir, dich selbst zur Priorität zu machen.
Denn das ist kein Egoismus. Das ist Selbstliebe.
Wie geht es dir mit Einladungen? Teile es gerne in den Kommentaren.
Von Herzen
Constanze
Wenn du noch mehr über Hochsensibilität und den Umgang damit erfahren möchtest, dann lies gerne auch diesen Blogartikel: Hochsensibilität- Was tun?
Noch mehr Artikel…
Hochsensibilität: Was tun?
Hochsensibel zu sein bedeutet, die Welt intensiver wahrzunehmen.Mehr zu fühlen. Tiefer zu empfinden. Und auch schneller erschöpft zu sein. Vielleicht kennst du das:Ein ganz normaler Tag – und trotzdem bist du am Abend völlig leer.Ein Gespräch, ein Geräusch, ein Blick...
Wie du als hochsensible Mama selbstbewusst NEIN zu ungewollten Ratschlägen sagst!
Kennst du das? Du erzählst jemandem etwas über deinen Alltag als Mama – und noch bevor du zu Ende gesprochen hast, kommt ein gut gemeinter Ratschlag:„Du musst das Kind einfach mal schreien lassen.“„Du bist viel zu empfindlich.“„Das war bei uns damals auch so – da...
Hochsensibel Mama sein
Mama sein ist wunderschön.Und manchmal… einfach nur viel. Wenn du zusätzlich hochsensibel bist, dann kennst du vermutlich genau dieses Spannungsfeld:Auf der einen Seite dein großes Herz, das tief liebt. Und auf der anderen Seite ein Nervensystem, das schnell an seine...



So schön und wahr geschrieben, liebe Constanze! 🤩 Genau da sehe ich mich auch! LG Marion